1. Mannschaft
In der vierten Runde der Oberliga NRW hatte die erste Mannschaft des SV Castrop-Rauxel die Zweitvertretung des SV Wattenscheid zu Gast.
Waren die Wattenscheider zu Beginn des Kampfes mit 1:5 Punkten neben uns im Tabellenkeller angesiedelt, täuschte dieser Zustand über ihre reale Spielstärke hinweg. Denn der Abgang dreier deutscher IM zum Ende der letzten Saison wurde kurzerhand durch das Aufstocken des Kaders um fünf internationale Spieler aufgefangen. So ist ein homogenes Team entstanden, welches sich als aktuelle Nr.3 der Setzliste im Gegensatz zu uns keinerlei Gedanken um den Abstieg machen sollte.
Unsere knappe 3,5:4,5 Niederlage ist somit aller Ehren wert, wenngleich wir damit weiter im Tabellenkeller verharren.
Zum Matchverlauf
Getreu der alten Fußball-Weisheit „Wenn man kein Glück hat, kommt häufig noch Pech hinzu.“ begann der Kampf denkbar schlecht. Denn Mark Kusnetsov, der für uns an Brett 5 antreten sollte, hatte auf dem Weg zum Spiellokal eine Panne mit seinem Wagen. Die Lichtmaschine hatte ihren Geist aufgegeben und weder Gebete an Caissa noch ein Anruf beim ADAC reichten aus, um Mark innerhalb der Karenzzeit ans Brett zu befördern. So stand es nach 30 Minuten bereits 0,0:1,0.
Anschließend wurde es nicht besser, denn die Partie von Alex Kartsev an Brett 2 ging in einem Rutsch den Bach hinunter. Geschuldet der mangelnden Theoriekenntnis von Weiß in der Spanischen Archangelsker Variante übernahm FM Rob Schoorl mit Schwarz bereits früh die Initiative und verdichtete seinen Vorteil rasch bis zum Matt. Zurück blieb ein kopfschüttelnder Alex, der sich diesen Tag sicher anders vorgestellt hatte.
Spielstand: 0,0:2,0.
Für den ersten Lichtblick sorgte Frank Müller mit Weiß an Brett 8.
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Sein Gegner Danny De Ruiter hatte in der Eröffnung daneben gegriffen und zog es nun vor, statt in eine Stellung mit Minusbauer einzulenken, lieber mit 14…dxc5 15.Txd8 Txd8 16.e5 seine Dame für Turm und Läufer zu geben. In der Folge fanden beide Seiten zwar nicht immer die beste Fortsetzung, doch letztlich konnte sich die Monarchin einigermaßen souverän durchsetzen.
Spielstand 1,0:2,0.
Sogar in der heutigen Zeit, wo alle Eröffnungen nahezu bis zum Ende ausanalysiert scheinen, ist man vor frühen Überraschungen nicht sicher. So landete Soel Kartsev an Brett 4 gegen FM Pieter Hopman nach den Zügen 1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 e5 4.Sf3 Sbd7 5.g4 d5!? in dieser Stellung:
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Aus den nun folgenden Verwicklungen ging Soel mit positionellen Vorteilen hervor, verlor in Zeitnot jedoch zunächst den Faden und bald darauf seinen König. Prompt stand es 1,0:3,0.
Auch ein Remis gab es bei diesem Kampf, beigesteuert durch unser Brett 3. Gegen FM Timo Sträter demonstrierte Oleksandr Sokalsky einmal mehr, wie man sich in einer passiven bis perspektivlosen Stellung mit zeitweiligem Minusbauer zäh und erfolgreich verteidigen kann.
Spielstand 1,5:3,5.
Der entscheidende Schlag gegen uns wurde an Brett 7 gesetzt. Pascal Werrn konnte gegen Stefan Hirsch lange Zeit einen Lb5-Sizilianer ausgeglichen gestalten, im Endspiel machte sich dann jedoch das rund 200 DWZ-Punkte starke Übergewicht des Gegners bemerkbar. Pascal verlor einen Bauern und bald darauf die Partie.
Spielstand 1,5:4,5.
Nun, da alle Messen gelesen waren, konnten wir frei aufspielen. Hier tat sich vor allen Dingen Ingo Hille an Brett 6 hervor, dem ich an dieser Stelle ein dreifaches Lob aussprechen möchte. Erstens dafür, dass er es geschafft hat, mit Weiß in einer vernünftigen Eröffnung zu landen, nämlich der Tarrasch-Verteidigung des Damengambits. Zweitens für den Mut, in einer Stellung mit nur geringem positionellen Vorteil ein Remisangebot des amtierenden Verbandsmeisters FM Thomas Thiel abzulehnen. Und drittens dafür, dass er diese Partie dann auch noch gewinnen konnte, nachdem sich der gegnerische Springer hinter seinen Linien vergaloppiert hatte. Glückwunsch Ingo!
Spielstand 2,5:4,5.
So blieb es mit IM Sander van Eijk unserem ersten Brett vorbehalten, den Endstand herzustellen. Lange Zeit musste einem mit Blick auf seine Stellung angst und bange werden, geriet er mit Schwarz gegen IM Svetlin Mladenov in einer Sizilianischen Partie doch immer mehr unter Druck. Bald musste ein erstes Bauernopfer für Entlastung sorgen. Doch auch hier machte sich zähe Verteidigung bezahlt. Im Bestreben, die Partie zu gewinnen, verlor Weiß zunächst das Läuferpaar, dann seinen Mehrbauern und schließlich einen Großteil seiner Bedenkzeit. Sein Remisangebot an dieser Stelle wurde bereits abschlägig beschieden. Und so setzte Sander den Schlusspunkt in diesem Match zum 3,5:4,5:
8/5R2/P3p3/4P3/5nk1/5r1p/5K2/5B2 w – – 0 1
Es bleibt die Hoffnung, in einem der nächsten Kämpfe auch mal mit 4,5:3,5 zu gewinnen, anstatt zu verlieren. Vielleicht schon am 12.01.2014 gegen den SV Mülheim-Nord!?