Schon in den „Schacheröffnungen“ von Richter/Teschner aus dem Jahr 1970 steht 4. Lf5 als Fehler zu Buche. Auch 8. Dh5 wird vorgeschlagen. Dort wird 4. Lg4 favorisiert. Auch 5. Lg4 ist demnach besser als Lg6.
Da ich als Augenzeuge direkt neben Alex saß und von dieser Partie sehr fasziniert war, hier noch ein paar historische Anmerkungen: Erfinder dieser Variante war der berühmte Lasker. Seine bekannteste Partie hierzu wurde von Aljechin kommentiert, nämlich Lasker – Müller (Zürich 1934): … 8. Dh5, g6 9. Df3, Sf6 10. Db3 [Aljechin hält das für zweifelhaft und bevorzugt einfach Lc4 nebst d4 und bequemer Stellung. Heutige Computerprogramme wie Rybka 4 greifen aber automatisch zu dem Partiezug], Dd5 11. D:b7, D:e5 + 12. Le2, Dd6 13. D:a8, Dc7 14. a4, Lg7 15. Ta3, 0-0 [nur Sfd7 war hier noch halbwegs spielbar] 16. Tb3, g5 17. h:g5, h:g5 18. Db7, Df4 19. Tb4, Dd6 20. d3, Sbd7 21. c3, Sc5 22. D:a7, Sd5 23. T:h7!, K:h7 24. Sf5, De5 25. D:c5, D:f5 26. Tg4, De6 27. T:g5, f5 28. Dc4, Tf6 29. Dh4+, Th6 30. T:g7 +, K:g7 31. D:h6 +, D:h6 32. L:h6 + 1:0
Man sieht also auch hier schon, dass die Idee mit dem Qualitätsgewinn nicht unbedingt zu leichtem Spiel für Weiß führt. Interessant ist, dass Alex`s Gegner Df3 statt Dh5 schon 2009 zweimal erfolgreich gespielt hat. Interessant ist ebenfalls, dass Rybka 4 diesen Zug ebenfalls nach längerem Denken knapp bevorzugt. Offenbar waren die Größen der Frühzeit wie Aljechin hiervon aber nicht so überzeugt, da er einfaches Lc4 empfiehlt. Und auch dazu gibt es eine Partie aus grauen Vorzeiten, nämlich Lasker – Rodsheer (Sim. 1908): … 8. Dh5, g6 9. Lc4, e6 10. De2, Lg7 11. Sf7: 1:0 Hübsch, oder? Und dann noch ein Gag am Rande: Bei meiner Untersuchung dieser Variante bemerkte ich, dass sich auch schon ein Mitglied unserer 2. Mannschaft, nämlich Thomas Lucke, hieran versucht hat. Die Partie Schwager – Lucke (2009) lief wie folgt: … 8. Dh5, g6 9. Lc4, e6 10. De2, De7 11. Se4, Sd7 12. S:d7, D:d7 13. d3, Lg7 14. Lf4 1:0 Dieses Ergebnis verblüffte mich. Gut, die schwarze Stellung ist hässlich, aber verloren? Auch Rybka 4 gibt hier weiß nur einen Vorteil von 0,63. Also habe ich Thomas hierzu befragt. Sein Handy hatte geklingelt und er musste aufgeben!!! Auch eine Art, das Stellungsproblem zu lösen.
Wie man sieht, kann man aus einem Mannschaftskampf glatt einen Gang durch die Schachhistorie machen und von den Meistern der Vorzeit durchaus einiges lernen. Ebenso wie Alex würde es mich freuen, wenn einige interessierte Leser noch Fundstellen zu dieser Variante aus der Eröffnungsliteratur beisteuern könnten.