Nun sind sie vorbei – die deutschen Meisterschaften in Oberhof/Thüringen. Es bleibt ein Resümee zu ziehen.

Das Leben selbst könnte nicht spannender, ereignisreicher und vielfältiger sein, wie das Geschehen auf den 64 Feldern eines Schachbretts und dazu noch bei so einem „wichtigen“ Turnier, wie es die deutschen Meisterschaften sind.

Völlig unerwartet qualifizierte sich Paul über Bezirks-, Verbands- und NRW-Meisterschaften zu diesem Event. Die Konkurrenz, auf die er sich dort einstellen musste, übertraf alles bisher Dagewesene. Wie sollte es auch anders sein. Sind nun mal die „Deutschen“.
Mit Startrang 58 von 96 gestarteten Teilnehmern der Klasse U12, war klar, dass der Weg sehr steinig sein wird.
Schnell zeigte sich der Nachteil einer so tiefen Einstufung.
Runde 1 gegen einen 1805. Auch wenn Paul sehr gut aus der Eröffnung kam und „drohte“ in Vorteil zu kommen, unterlief ihm der erste Fehler. In diesen DWZ-Regionen lässt man sich dann nicht zweimal bitten und so ging die Partie schnell verloren.

Runde 2 gegen ein Mädchen. Diesmal die Vorzeichen umgekehrt. Paul der Favorit mit über 300 DWZ-Punkten mehr. Auch hier entschied ein grober Fehler, diesmal zugunsten von Paul, die Partie.

In Runde 3 wieder mal ein Hochkaräter mit 1667. 1600 war ungefähr die Durchschnittszahl unter den Jungs. Zähes Ringen um kleinste Vorteile. Schließlich doch Taktik. Im Angreifen ist Paul schon immer ein Monster gewesen. Paul erobert zwei Bauer und tauscht die verbliebenen Figuren zum gewonnen Endspiel ab. Eine seine besten Partien.

Runde 4 wieder ein 1643. Und wieder das gleiche Spiel. Paul erspielt sich aus der Eröffnung eine vorteilhafte Position. Der Gegner sieht seine Felle fort schwimmen und greift seinerseits an. Verteidigen war noch nie Paul’s Stärke (ein Ansatzpunkt für Verbesserungen) und gleicht dem Ritt auf einer Rasierklinge. Findet man nicht den „Richtigen“ geht’s meist zügig bergab. So auch diesmal. Ein, zwei ungenaue Züge und die Partie kippt zugunsten des Favoriten.

In den Runden 5 und 6 zwei NRW-ler, darunter einer, den Paul bei den NRW-Meisterschaften schon geschlagen hat. So auch diesmal. Gegen den anderen teil er sich den Punkt.

Runde 7 eine vorbereitete Eröffnung(Gruenfeld) und wieder Vorteile auf seine Seite. Doch dann ein grober Patzer in Form eines Bauerneinstellers und die Messe ist gelesen.

Die 8-te Runde scheint nach 8 Zügen (Ironie des Schicksals) bereits gewonnen zu sein. Gute Eröffnungswahl und ein Lapsus des Gegners bescheren Paul zwei Bauer für nichts. Danach läuft nichts mehr zusammen. Diese Partie ist seine schlechteste.
Die Energie scheint aufgebraucht. Das kräftezehrende Turnier fordert seinen Tribut.

In Runde 9 läuft gar nichts. Paul ist mit über 400 DWZ-Punkten mehr der hohe Favorit. Wie man in den Runden zuvor beobachtet hat, sind Zahlen hier Schall und Rauch. Niemand qualifiziert sich mit einer Spielstärke, die 1000 DWZ-Punkten entspricht, für die U12 auf deutscher Ebene. So spiegeln die 1000 DWZ des Gegner nicht seine wahre Stärke. Die Partie plätschert dahin und plötzlich ist ein Bauer weg, dann noch einer. Bei stark reduziertem Material keine Chance diesen Nachteil aufzuholen. Tiefpunkt des Turniers.
Für einen versöhnlichen Abschluss sorgen die beiden Siege der letzten beiden Runden, wiederum gegen zwei Mädchen, wobei Paul in der letzten Runde einer sicheren Niederlage ins Auge blickte, bis seine Gegnerin ihm das Matt auf einem Silberteller servierte.
Am Ende sind es 50½, also die Hälfte alle möglichen Punkte geworden und somit Platz 51, die in etwa seiner momentanen Spielstärke entsprechen.

Abgesehen von den Punkten und der Platzierung ist es ein Turnier gewesen, von dem er noch seinen Kindern erzählen wird und eine wertvolle Erfahrung, die mit nichts zu vergleichen ist.
Um der Statistik genüge zu tun hier noch der Sieger der U12:
Julian Martin – OSG Baden-Baden, 1899 DWZ.

Die Webseite der Deutschen-Schachjugend zum Turnier