In einer einseitigen, wenn auch nicht langweiligen Begegnung gegen den SV Waltrop 2, gewann am letzten Sonntag die Dritte mit 5,5 – 2,5 und ist nur bei einer, sehr unwahrscheinlichen, Konstellation, noch vom Aufstiegsplatz zu verdrängen.
Passieren müsste folgendes:
Hullern – Castrop 7:1
Erkenschwick – Waltrop 7:1
Datteln – Erkenschwick 5,5:2,5
Dass diese Ergebnisse ins Reich der Fabel gehören, sollte nach dem Saisonverlauf ziemlich sicher sein.
Zum Spielgeschehen
Es sah lange nicht nach einem so klaren Sieg aus. Nachdem mein Gegner und ich die Hauptvariante des Grünfeldinder bis Zug 8 auf´s Brett geblitzt haben und ich ungenau mit 9… Dc7 fortgesetzt habe, verfiel mein Gegner zum ersten Mal ins Grübeln und ich konnte meine erste Runde drehen.
Hartmut, mein Brettnachbar war schnell abgehackt, denn er stand solide mit Weiß und tat erstmal nichts – wie immer.
Thomas, der eigentlich keine Lust hatte, aber für den frisch gebackenen aber leider erkrankten Ruhrgebietsmeister U12 Paul Wübker angetreten ist, hatte in der Eröffnung einen Totalschaden erlitten, denn sein Gaul wurde zu Wurst verarbeitet. Sein Nachhausekommen sollte sich, wie vor dem Spiel gewünscht, beschleunigt haben. Dem war kurze Zeit später auch so, aber mit einem Ergebnis, das ich nie erwartet hätte. Sein Gegner hatte bei geöffneter b-Linie lang rochiert. Es entstand nach dem Sprint des d-Bauern (d2-d4-d5-d6-dxc7) folgendes Bild
2kr3r/2Pb1ppp/1pp2n2/p7/P3PP1q/B1P5/2P3PP/1R1Q1R1K b – – 0 18
Hier steht Weiß schon besser, aber nach 18…Kxc7 ist der Ofen aus. Matt in sechs. Dass es tatsächlich auch so kam, grenzt an ein Wunder, wenn man bedenkt, dass Thomas zwei Züge weit nicht sehen konnte, als er seinen Springer in der Eröffnung verloren hat.
Robert musste im Spanier durch eine Unachtsamkeit, oder auch zu forschen Ausflug seines schwarzfeldrigen Läufers, der meist nach e7 gehört, sich die g-Linie, bei bereits erfolgter Rochade, öffnen lassen. Zu seinem Glück konnte seine Gegnerin kein Kapital daraus schlagen und man einigte sich nach ein paar weiteren Zügen auf´s Remis.
Dieter´s Stellung sah sehr verdächtig aus. Sein Daumen nach unten lies nichts gutes erwarten. Zuversichtlich stimmte mich jedoch die Tatsache, dass er noch keine Figur weniger hatte, folglich, alles passieren konnte.
Pong
Kamikaze-Erwin wurde seinem Namen wieder mal gerecht. Nach Ansicht der Partieaufzeichnung dachte ich unwillkürlich an das erste kommerziell erfolgreiche PC-Spiel: Pong(Tennis). Da wechselte zu Beginn der Partie der Vorteil hin und her, beinahe im Zugtakt. Keine wollte langfristig seinen Vorteil behaupten. Erwin im Bemühen die Stellung zu öffnen und verkomplizieren scheute weder Risiko noch Opfer. Was sind schon drei Bauer, die sich die gegnerische Dame in der Reihenfolge b7, c7, a7 einverleibt hat. Diese Fressorgie nutzte Erwin um seinerseits den Turm nach b8 zu stellen und den Bauer b2 zu verspeisen. Es kam zur folgender Stellung:
4qrk1/Q5pp/4bb2/4nN2/4P3/N1P2P2/Pr4PP/R3KB1R b KQkq – 0 1
Die ein wenig schwer fällig gewordene Dame konnte seinem unrochierten Monarchen nicht mehr helfen als Kamikaze-Erwin, diesmal korrekt, zum finalen Schlag Sxf3! ausholte. Was für ein Blutbad. 2,5 – 0,5
Aydin, der kürzlich gegen den besten deutschen Spieler, Arkadij Naiditsch, in einem Simultan antreten durfte, zeigte sich von der Spielweise Naiditsch´s inspiriert und spielte die Abtauschvariante im Spanier. Als sein Gegner mit dc nahm, lenkte er den e-Bauer mit d4 ab und erreichte ein klassisch gewonnenes Endspiel, vor dem jedoch das Mittelspiel noch lag. Nachdem sein Gegner nach und nach die Figuren tauschte und Aydin seiner „Traumstellung“ immer näher kam, beschleunigte Herr Sekulla seinen Niedergang in folgender Stellung mit 26… Sxf6
4k3/1ppn3r/p1p1qP2/6B1/5Pp1/2PQ2Pp/PP5P/3R2K1 b – – 0 26
Nach 27.Lxf6, und weg ist er, kann die Dame wegen Dxh7 nicht wieder nehmen. Also 27… Kf8 ?? oder?
Jetzt schnell mal den Turm nehmen und … ja, in die Dauerschachfalle rein. Was für ein Ende!
Nach tadelloser Leistung nur ein Remis. Das war schade. Für Aydin ein Beinbruch, für die Mannschaft ein 3 – 1
Dieter schaffte es dann doch noch, den Daumen in die Mittelstellung zu bringen und vereinbarte eine Punkteteilung. Im Anschluss konnte er sich um den Platten kümmern, den er sich auf dem Weg zum Spiellokal eingefangen hatte.
Kurze Zeit später bekam Hartmut von Schachfreund Hilbig ein Friedensangebot und die Puppen wanderten in die Kiste. Mir scheint es so, dass jeder das Endspiel, wie der Teufel das Weihwasser, zu meiden versucht. Wieso eigentlich?
Wird die Partie nicht erst da so richtig spannend. Ok, bei Hartmut´s schwachem Herz, würde ich es vielleicht auch nicht darauf ankommen lassen.
Rentenbauer
Mittlerweile lagen wir mit 4 – 2 in Front.
Die noch zwei laufenden Partien gaben wenig Anlass zu Besorgnis. Michael erreichte mit schwarz eine ausgeglichene Stellung und ich belagerte einen Schwächling in der c-Linie.
2r2bk1/2q2p1p/pp2p1p1/8/n1P1P3/4BP2/P2QN1PP/2R3K1 b – – 1 27
Das kurz darauf abgemachte remis zwischen Michael und Jörn Gasper gab mir die Sicherheit, die Stellung bis zur Entscheidung spielen zu können, da der Sieg der Mannschaft jetzt feststand.
Sollte der Bauer fallen, da war ich mir ziemlich sicher, würde es schwer für weiß die Partie zu halten. Nach 27… La4 28.Lxa4 Sxa4 29.Tc1 sah ich die Chance als gekommen, mir den Rentenbauer (Rainer Kaeding) einzuverleiben. 29… La3 30.Tc2 b5 und der c-Bauer war Geschichte.
Danach dauerte es zwar noch ein bisschen, aber am Ausgang der Partie bestand ab da kein Zweifel mehr.
Nach 5 Stunden Spielzeit endete der Vergleich mit 5,5 – 2,5 und der (fast) Gewissheit, dass wir nächstes Jahr in der Bezirksliga spielen.
Die Einzelergebnisse
Br. | Rangnr. | SV Castrop-Rauxel 3 | – | Rangnr. | SV Waltrop 2 | 5,5:2,5 |
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1 | 17 | Zobiegala, Christoph | – | 9 | Nagel, Frank | 1:0 |
2 | 18 | Tenschert, Hartmut | – | 10 | Hilbig, Jörg | ½:½ |
3 | 20 | Zygan, Michael | – | 11 | Gasper, Jörn | ½:½ |
4 | 23 | Yazici, Aydin | – | 13 | Sekulla, Markus | ½:½ |
5 | 3001 | Kiefer, Erwin | – | 14 | Krolik, Wilfried | 1:0 |
6 | 3002 | Weber, Dieter | – | 15 | Paris, Holger | ½:½ |
7 | 3004 | Plum, Robert | – | 16 | Heitfeld, Eva-Maria | ½:½ |
8 | 30 | Zobiegala, Thomas | – | 2002 | Lammers, Matthias | 1:0 |