4. Mannschaft
Die Begegnung der jungen Wilden in Recklinghausen Ost, gegen deren Viertvertretung, bot wie immer interessantes „Schach“. Gut, an manchen Brettern hatte das Geschehen nur insofern mit Schach zu tun, als da ein Brett und Schachfiguren zwischen den Spielern standen.
Natürlich darf ich hier nicht zu hart darüber urteilen, da wir aufgrund der momentan vorherrschenden Grippewelle, zwei Spieler ersetzen mussten.
Als Ersatz mussten da Spieler herhalten, die erst seit 1 Woche eine Spielberechtigung haben und im Training nicht über die Eröffnung hinausgekommen sind. Trotz dieses Mankos, haben die beiden ihre Sache sehr gut gemacht.
Dogokan an Brett fünf erspielte sich nach 13 Zügen eine sehr angenehm zu spielende Position.
r1b2rk1/1p3pbp/p1qp1np1/4p3/4P3/2NQBN2/PPP2PPP/R2R2K1 b – – 5 13
Position – was ist das? Rückständige Bauer? Drucksäule?
Auch unser Neuzugang Zorbey spielte, gegen den erst kürzlich gegen unser Brett eins siegreichen Hofmann, eine klasse Eröffnung und stand nach Zug 7 recht aussichtsreich. Dass das in der Liga nichts heißt und bei den beiden erst recht, ist klar. Und so verwundert es nicht, dass beide am Ende mit leeren Händen dar standen.
Diese beiden Niederlagen waren „eingeplant“. Trotzdem konnten wir noch 4 zu 2 gewinnen.
Schon recht bald sollte es sich zeigen,dass das nur ein Wunschdenken war.
Anfangs sahen die anderen Partien ziemlich gut aus.
Thomas improvisierte ein bisschen in der französischen Eröffnung, bzw. versuchte den Varianten nach 3.Sc3/Sd2 zu entgehen, da er sich dort doch nicht so sicher fühlte(er hatte schlichtweg keine Ahnung) und spielte die Abtauschvariante.
Mark versuchte seinen Bruder zu kopieren und spielte den Drachensizilianer. Die Dinge entwickelten sich allerdings nicht so wie erwartet. Erstens spielte sein Gegner geschlossen und zweitens mit g3. Das hat er bis dahin wahrscheinlich auch noch nicht gesehen und so versuchte er das „langsame“ Spiel ein wenig zu beschleunigen. Leider erwiesen sich seine Pläne als unzureichend und so geriet er nach und nach in eine schwierige, passive Lage.
Leon am Brett eins konnte schon früh die Initiative an sich reißen und nach einem Versehen des Gegners zwei Bauern erobern. Viele Tauschoperationen später, bei nur noch jeweils einer Leichtfigur auf jeder Seite, setze er seine Bauernmasse in Bewegung. Da diese zahlenmäßig überlegen waren, entschieden sie recht schnell den Kampf zu seinen Gunsten. Der Anschluss war geschafft.
Luca mit schwarz spielte auf 1.e4 e5 2.Sf3 wider seiner Gewohnheit 2… Sc6 eine ihm völlig unbekannte Fortsetzung 2… Sf6 und meinte im Anschluß an die Partie, es wäre das vier Springer Spiel. Nach 3.Sc3 Sc6 ist es das auch tatsächlich geworden, ich möchte aber nicht wissen was passiert wäre, wenn der Gegner sein Angebot zu russisch angenommen hätte und mit 3.Sxe5 fortgesetzt hätte. Wenn man da nicht alle Fallstricke der Eröffnung kennt, münden einige Abspiele schnell in Niederlagen oder einem schönen Damenverlust, was gewöhnlich auch zur Niederlage führt. Seine Behandlung des Vierspringerspiels war leider auch nicht besser und so geriet er wie Mark, in eine schwierig zu spielende Stellung. Auch wenn sein Gegner ihn ein ums andere Mal fast wieder ins Spiel ließ, konnte er die Ausgleichzüge nicht finden und fand sich bald in einem tödlichen Mattangriff wider. Nachdem er erst einen Turm und dann eine Dame zur Verhinderung des Matts hergeben musste, folgte das Matt dann halt ein paar Züge später. 3-1
Da noch zwei Partien liefen, die eine gut(Thomas), die andere weniger gut(Mark) aussah, ließ das für den Ausgang der Begegnung nichts gutes erwarten.
Thomas Partie befand sich auf dem Kulminationspunkt. Der Gegner vergriff sich in folgender Stellung
5rk1/2p2ppp/p1pqbn2/2NpR3/Q2P1B2/2P5/Pr3PPP/4R1K1 w – – 0 18 an dem Bauern b2 und stellte damit theoretisch die Partie ein. Houdini bewertet die Stellung mit +5 für Weiß. Mit 18.Sd3 wäre die Partie aufgabereif. Anstatt mit Sd3 zu gewinnen, schlug Thomas mit dem Springer den Läufer auf e6, was die Partie jetzt nicht mehr zwingend gewinnt, aber immer noch mit plus bewertet wird. Einen Zug später war die Begegnung verloren. Nach 18… fe 19.Txe6?? gewann er zwar einen Bauer, verlor postwendend seinen Läufer und gab konsterniert auf. Innerhalb von 2 Zügen änderte sich die Bewertung der Engine von +5 auf -15. Bisher wusste ich nicht, dass das möglich ist, denn ein Damenverlust wird gewöhnlich mit -9 veranschlagt und dann bleibt doch nur ein Turm, der mit -5 zu Buche schlägt.(9+5=14)
Damit war das 4 – 1 amtlich und das Debakel nahm Konturen an.
Die letzte Partie (Mark) versprach für´s Endergebnis ebenfalls nichts Gutes. Aus passiv ist sie über schlechter ins hoffnungslos übergegangen um schlussendlich in einer Niederlage zu müden.
Ein 1 – 5 gegen einen Mitkonkurrenten um den Abstieg. Eine Galavorstellung sieht anders aus.
Auch wenn die Lage nicht rosig ist, ist ein Nichtabstieg aus eigener Kraft möglich, da die anderen Kellerkinder ebenfalls nicht gepunktet haben und in Reichweite geblieben sind.