1. Mannschaft
Die fünfte Runde der Oberliga NRW bescherte unserer Ersten erneut die Zweitvertretung eines Revier-Nachbarn als Gegner, nämlich die des SV Mülheim-Nord.
Die Truppe rund um Mannschaftsführer Daniel Hausrath ist eine bunte Mischung aus arrivierten Großmeistern, langjährigen Mülheimer Vereinsmitgliedern und aufstrebenden Jungspielern. Rechneten wir uns im Vorfeld Chancen aus, den einen oder anderen Spielpunkt aus Mülheim entführen zu können, reichte es in der Endabrechnung bedauerlicherweise erneut nur zu einer knappen 3:5 Niederlage.
Was an den Tischen geschah
Der Kampf begann einigermaßen ruhig mit zwei Unentschieden.
Nachdem sich Frank Müller am 8. Brett in einer Sizilianischen Partie nicht zu einem interessanten Qualitätsopfer auf c3 durchringen konnte, war die Annahme des Remisangebots von Gunther Voß die beste Wahl, die ihm seine Stellung ließ.
Auch Mark Kusnetsov an Brett 5 konnte in keiner Phase seines geschlossenen Sizilianers Vorteil gegenüber Andre Krüger reklamieren. Somit war hier ebenfalls ein Remis das zu erzielende Optimum.
Spielstand 1:0:1,0.
Gar nicht gut lief es für Pascal Werrn an Brett 7. Gegen den 15-jährigen niederländischen Youngster Thomas Beerdsen geriet er im Slawischen Damengambit nach zwei schwachen Zügen im Mittelspiel in eine positionell verlorene Stellung. Gelähmt durch ein erdrückendes schwarzes Bauernzentrum musste er hilflos zusehen, wie sich sein Gegenüber einen Bauern nach dem anderen einverleibte und ihn schließlich matt setzte.
Spielstand 2:0:1,0 für Mülheim.
Positionell überspielt wurde Alex Kartsev an Brett 2. Mit Schwarz gegen GM Felix Levin ist das sicherlich keine Schande, wenngleich wir uns im Mannschaftssinne gewünscht hätten, nicht wieder einen deutlichen Rückstand aufholen zu müssen.
Spielstand 3,0:1,0 für Mülheim.
Am ersten Brett trauerte IM Sander van Eijk lange Zeit folgender Stellung gegen GM Mihail Saltaev hinterher:
4r1k1/7p/2p1pp2/6q1/P5Q1/8/5PPP/4R1K1 w – – 0 34
In der Diagrammstellung forcierte Sander mit 34.Dxg5+ das Remis. Indes hätte ihm 34.Dd4! klaren Vorteil eingebracht. Da dessen Dame an die Deckung von f6 gebunden ist, ist es Schwarz nicht möglich, das Eindringen der weißen Dame auf d7 bzw. d6 zu verhindern, wonach die Bauern c6, e6 und h7 nicht gleichzeitig zu verteidigen sind. In Verbindung mit seiner geschwächten Königsstellung und dem entfernten freien a-Bauern hätte Schwarz große Probleme gehabt, die Partie noch zu retten. Nach der Partiefortsetzung hingegen einigte man sich einige Züge später auf ein Unentschieden.
Spielstand 3,5:1,5.
An Brett 6 kam Ingo Hille mit Schwarz gegen Tom Bus gut aus der Eröffnung heraus und hätte in der Diagrammstellung durchaus versuchen können, seinen Mehrbauern auf a4 mittels 15…Lc6 zu behaupten.
r2q1rk1/1bpp2p1/1p2pn1p/2b5/p1n1PB2/P1N3PP/1PQ1NPB1/1R3RK1 b – – 0 15
Ingo entschied sich für 15…e5 und nach 16.Sxa4 war das materielle Gleichgewicht wiederhergestellt. Weil es keinem der Kontrahenten gelang, in der sich anbahnenden Zeitnotphase einen nennenswerten Vorteil festzuhalten, einigte man sich nach deren Ende auf ein verdientes Remis.
Spielstand 4,0:2,0.
Unsere Hoffnung, vielleicht doch noch einen Punkt aus Mülheim mitzunehmen, wurde befeuert durch ein neues Kapitel im Buch „Der unglaubliche Soel“.
N6Q/1p2bkp1/p1qppn2/4p1p1/4P3/4B3/PPnK1PPP/2R4R b – – 0 18
Gegen Mees van Osch, den zweiten Youngster im Team von Mülheim, geriet Soel mit Schwarz an Brett 4 bereits in der Eröffnung auf Abwege und tat das, was die Zuschauer staunen lässt: erfolgreich sämtliche Brücken abbrechen und eine Attacke reiten. In der Diagrammstellung hat Schwarz lediglich einen Springer für zwei Türme. Viele Schachfreunde hätten an dieser Stelle vermutlich längst aufgegeben. Doch mit seinem restlichen Material gelang es Soel, immer neue Drohungen aufzustellen und sich das fehlende Material Schritt für Schritt wieder zusammen zu hamstern, bis der Gegner im Endspiel schließlich entnervt die Partie komplett einstellte.
Spielstand 4,0:3,0 für Mülheim.
Sollte da tatsächlich noch etwas gehen?
Es lag in der Hand von Oleksandr Sokalsky an Brett 3. Bereits in der Eröffnung hatte er ein Remisangebot von Benjamin Nachbar ausgeschlagen und mühte sich nun, einen Vorteil aus seiner Stellung herauszuholen. Mit Dauer der Partie trat jedoch das Gegenteil ein: Nicht Weiß sondern Schwarz konnte sich Vorteil erspielen und bald musste Oleksandr zuschauen, wie um seinen König herum ein heftiges Gewitter aufzog. Dieses verstärkte sich dermaßen, dass es schließlich den weißen König mitsamt unseren Hoffnungen vom Brett fegte und den Endstand von 5,0:3,0 für Mülheim herstellte.
Was bleibt ist, weiterhin nach vorne zu schauen. Im nächsten Kampf am 02.02. gegen den Turm Emsdetten können wir nur durch einen Überraschungserfolg Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze halten.