3. Mannschaft
Ein in der Höhe nicht erwarteter Sieg gelang der Dritten in Disteln. Heute keine langen Vorreden. Kommen wie sofort zum Spielgeschehen, denn das war diesmal sehr interessant.
Michael muss für den Anfang herhalten. Nach seinem desaströsen Saisonanfang hat er sich vorgenommen, mehr für sein Schach zu tun. Darüber hinaus kommt er zum Spielabend. Janusz und Rainer, mit denen er sich auf den Mannschaftskampf vorbereiten durfte, haben ihre Sache sehr gut gemacht.
Als ich nach den ersten Zügen auf sein Brett blickte, hatte ich noch seine Worte im Ohr: „Ich will Kampfschach spielen und sah: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sc6. Vierspringerspiel – so ziemlich die langweiligste Eröffnung die es gibt. Schottisch , Königs- oder Mittelgambit hätte ich verstanden, aber doch nicht Vierspringerspiel. Am Ende stand wie immer das Ergebnis im Vordergrund und das war die dritte 1 hintereinander.
Bevor ich aufstehen durfte, um mir einen Überblick über die anderen Spiele zu verschaffen, musste ich als Weißer selbst einige richtungweisende Entscheidungen treffen. Nach 1.d4 e6 hatte ich keine Ahnung, in welche Richtung die Reise gehen soll. Also 2.Sf3 und gucken, was der Gegner vorhat. Nach 2… c5 landeten wir im Sizilianer, den ich nur selten spiele. Nun denn, 4.Sc3 Lb4?! Hab ich das schon gesehen? Definitiv nicht, also out of Book. Nach 10 min. Sdb5 und endlich aufstehen, da mein Gegner in langes Grübeln verfiel.
Erste Station: Kamikaze-Erwin, immer einen Blick wert. So auch diesmal. Während ich den vierten Zug geschafft habe, war Erwin (Weiß) schon bei folgender Stellung angelangt:
r3k2r/pbpqnpbp/Bp1pp3/n6R/P2PPP2/2P1BN2/1P1N2P1/R2QK3 w Qkq – 1 14
Noch keine Rochade, aber schon 2 mal den h-Bauer gezogen, den Ba2 nach a4 gestellt und den Turm „entwickelt“. Ja, so gewinnt man Spiele, denn Lb7 war ein grober Fehler und nach ? (da darf jeder selbst raten) die Partie gewonnen. Dass diese noch bis in die Zeitnotphase weiterging, wollte ich nicht glauben, das Spielprotokoll überzeugte mich.
Auch Leon, der für den kurzfristig erkrankten Uwe 1 einsprang, zeigte eine reife sizilianische Anlage und übernahm als Schwarzer schon recht früh die Initiative am Damenflügel. Diese brachte ihm in der Endabrechnung einen Bauern und nach einer Abtauschorgie zwei Freibauern. Als sie auf die dritte Reihe vordrangen, streckte der Gegner die Waffen.
8/8/8/5NP1/2k2bP1/3pp3/8/3K4 b – – 0 57
Die Partie des Tages spielte diesmal Aydin. Mit Schwarz spielend, glich er schnell aus und setzte in folgender Diagrammstellung, sehr interessant, mit h5 fort.
r2qk2r/pp3pp1/3b1n2/3p1b1p/8/PN2PB2/1P3PPP/R1BQ1RK1 w kq – 0 13
Bei der Analyse der Partie zeigt der Computer vor 12… h5 0,00
– also völliges Gleichgewicht. Nach einer Weile der Rechnerei, als als ich den Zug schon kritisieren wollte, springt h5 auf den Radar der Engine und setzt sich bei Tiefe 20 an die Spitze. Ob Aydin letztens Larsen studiert hat? Der war für den Aufzug seiner Randbauern berühmt-berüchtigt. Kann aber auch sein, dass er bei Kamikaze-Erwin abgeguckt hat. Der hat es auf beiden Seiten gebracht und ebenfalls gewonnen. Sie saßen allerdings mit dem Rücken zueinander. Schon suspekt dieser Aydin. Lange Rede kurzer Sinn, das Gemetzel dauerte exakt 7 weitere Züge. Der nächste war nämlich schon der Einschlag seines Läufers auf h2.
Bemerkenswert dabei bleibt festzustellen, dass die Stellung sich danach immer noch im Gleichgewicht befand. Wie oben allerdings schon erwähnt, nicht lange. Ein schöner Sieg!
Bei bereits 4 Siegen auf unserer Seite gestatteten sich Dieter und Uwe2, gegen nominell stärkere Gegner ein Remis zu vereinbaren.
Damit führten wir schon mit 5-1 und der Mannschaftssieg war unter Dach und Fach. Zu diesem Zeitpunkt liefen noch die Partien von Michael und mir (wer sonst?). Michael erhöhte nur wenig später auf 6:1.
Mein Gegner gab seinen schwarzfeldrigen Läufer auf und kränkelte ab sofort auf den schwarzen Feldern. In Folge konnte ich meinen Läufer auf d6 pflanzen, der bis zu meinem Fehler das Spiel meines Gegner völlig lahm legte. In der nachfolgenden Stellung
r3q1k1/1b1p2pp/p1nBp3/1p3r2/5PQ1/2NR4/PPP3PP/2KR4 w – – 4 18
unterlief mir ein kapitaler positioneller Bock und ich ließ ihn aus der Umklammerung entkommen. Das Spiel begann wieder bei 0,00. Dank Rainer und einem Artikel über Carlsen in der Zeitschrift Schach spiele ich jetzt solche Stellungen weiter. Diese Einstellung schenkte mir nach einer Ungenauigkeit meines Gegenüber einen Freibauer in der e-Linie, der in 2 Zügen auf e7 erschien und den Gegner bald darauf kapitulieren ließ.
7-1 Kantersieg. Das erscheint deutlich. Auf den Brettern war es nicht so deutlich, da viele Siege schwer erkämpft waren und durchaus zur Punkteteilung hätten führen können. Manchmal passt aber alles.
Mit 10 Punkten haben wir wieder die Tabellenführung übernommen, da die Dattelner in Marl bei Drewer 2 patzten. Noch 3 Punkte aus 2 Spielen und der Aufstieg ist uns nicht mehr zu nehmen.
Die Einzelergebnisse
Br. | Rangnr. | SG Rochade Disteln 1 | – | Rangnr. | SV Castrop-Rauxel 3 | 1:7 |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1 | Raabe, Stefan | – | 17 | Zobiegala, Christoph | 0:1 |
2 | 3 | Schwacke, Michael | – | 18 | Tenschert, Hartmut | 0:1 |
3 | 4 | Jaschinski, Tobias | – | 20 | Zygan, Michael | 0:1 |
4 | 5 | Netta, Wolfgang | – | 23 | Yazici, Aydin | 0:1 |
5 | 6 | Unfrau, Wilhelm | – | 3001 | Kiefer, Erwin | 0:1 |
6 | 7 | Emde, Christian | – | 3002 | Weber, Dieter | ½:½ |
7 | 1001 | Meinberger, Manfred | – | 3003 | Sevcik, Uwe | ½:½ |
8 | 13 | Groß, Andreas | – | 26 | Burczik, Leon | 0:1 |